Einladung zur solidarischen Sensenmahd

Sensen, Rechen, Heugabel

Er habe die Schafe hergegeben und brauche Unterstützung beim Wiesenmähen, bis die neuen Schafe kommen, sagt Stefan vom Maderleithnerhof. Mit der Sense, alles andere macht hier nicht Sinn. Kleinbäuerliche Struktur am Rand der Großstadt zu stützen, mit all der Biodiversität, die mit ihr einher geht, ist möglich und notwendig. Mein Philosophieren über Solidarität, Nachbarschaftshilfe und Möglichkeiten des regionalen Konsums machen mal Pause. Es sind um den Hof einige Wiesen zu mähen, und das wird mehr als nur vier Hände brauchen. Ich habe mich in einer gewissen Lebensphase genug vereinzelt und ordentlich an der Vorverlegung des Erderschöpfungstages mitgewirkt. Lieber eine Firma mit Tätigkeiten beauftragt und alle Gerätschaften selber gekauft, anstatt einfach die Nachbarinnen um Hilfe zu fragen. Schnell mal in den Supermarkt gesprungen, obwohl ich von Knebelverträgen mit Biobauern und langen Lieferketten gehört hatte, weil ich mir nicht die Zeit für etwas nahm, das unglaublich wichtig ist: mein Essen, und wie es produziert und verteilt wird.

Die Erde erstickte dabei auch an meinem Wohlstand, und ich wusste es die ganze Zeit. Diese Zeit ist vorbei. Ich verlasse das Egozän und suche gezielt nach Alternativen. In Linz werde ich fündig in tollen Initiativen, die Menschen wieder mehr zusammenrücken lassen, damit das Leben gemeinschaftlicher wird, und die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel direkt vor der Haustüre nicht ausstirbt. Eine davon ist die FoodCoop Urfair, ein Zusammenschluss von LinzerInnen, die selbstorganisiert Nahrungsmittel von LandwirtInnen aus der Gegend beziehen und jenen einen fairen Preis zahlen.

FoodCoop Urfair wird auch vom Urfahraner Maderleithnerhof beliefert. Der Maderleithnerhof ist Teil der Munusstiftung, 700 Jahre alt, und liegt am Eingang zum Haselgraben auf der sonnenbeschienenen Seite. Stefan hat zur Sensenmahd gerufen, und hoffentlich werden viele kommen.

Mähen, bis die Schafe kommen

Für die solidarische Mahd beim Maderleithnerhof suchen Stefan und ich SensenmäherInnen, die mitmachen möchten. Ich bitte um Anmeldung per Email bei mir: mhedda@gmail.com oder über das Kontaktformular.

Treffpunkt um 8:15 Uhr an der Gabelung Ödmühlweg/Maderleithnerweg, 4040 Linz

  1. Termin Samstag, 28. Oktober 2023 ab 8:15 Uhr
  2. Termin Freitag, 3. November 2023 ab 8:15 Uhr

Anfahrt mit Öffis: Linzer Buslienie 38, Ausstieg Jäger im Tal. (Es gibt direkt beim Treffpunkt keine PKW-Parkplätze)

Vom Treffpunkt gemeinsamer 10-minütiger Fußmarsch zum Hof.

Ausrüstung: gutes Schuhwerk (Bergschuhe), Gürtel für den Kumpf, wenn möglich eigene Sensen und Zubehör (Grassensen, wenn verfügbar auch Streusense), Wetzstein, Kumpf, wetterangepasste Kleidung.

Fünf Sensen und Zubehör können für den Einsatz am Maderleithnerhof von Wiesennetz Univiertel zur Verfügung gestellt werden – bitte einfach bei mir melden.

Maderleitherhof Aufstieg

Stefan vom Maderleithnerhof lädt mich zu sich ein. Der Aufstieg zum Hof ist mehr als verheißungsvoll, der unversiegelte Weg ist gesäumt von Linden und Hainbuchen, Totholzhecken, in einer Kehre des Weges am Boden find ich Maroni.

Wir begehen das Land unterhalb des Hofes, das sich als komplexes Arrangement aus Terrassen, Wiesen, Obstgarten und langen Steinmauern erweist. „Hast auch Eidechsen?“ „Hier hab ich alles“, und ich glaub ihm jedes Wort. Alte und jüngere Obstbäume, Sorten, die ich nur vom Arche Noah Folder kenne, stehen in den Wiesen, teilweise ist es steil, weiter hinten fällt das Grundstück ab zum Linz, wie ich es kenne, mit all seinen Häusern und den Autos und dem bunten Treiben. Eine Sammlung von Nisthilfen sind an den alten Mauern montiert, alle anderen sind die natürlichen Strukturen am Betrieb.

„Da, kennst das?“ Stefan drückt mir kleine Früchte in die Hand, die aussehen, wie Miniäpfel. Es sind Speierlinge von einem seltenen Wildobstbaum. Im Haus läuft ein kleines Dörröfchen, wo die Früchte haltbar gemacht werden, an den Wänden Regale voller Essen in allen Farben. Kein einziges Teil Plastik. Ich komm mir vor wie im Museum, bin aber ganz einfach dort gelandet, wo mit der Hand geerntet und veredelt wird. Mir zieht es eine Gänsehaut auf, die Ahnung eines burgerfreien Lebens streift mich, und was für Expertise dafür notwendig ist. Ein paar Speierlinge darf ich mit heim nehmen, in einem Topf liegt schon ein Kern. Wenn daraus ein Baum wird, werden meine Kinder davon ernten, denn diese Art reift langsam.

Maderleithnerhof Speierling

Kleinbäuerliche Struktur am Rand der Großstadt stützen, mit all der Biodiversität, die mit ihr einher geht

Maderleithnerhof Wiese unterhalb Hof

Bist du neugierige geworden und möchtest dabei sein? Dann melde dich gleich an! Ich freue mich auf ein Miteinander und Zusammenrücken an diesem besonderen Ort.

Die Mahd am Maderleithnerhof wird für heuer die letzte Mähaktion im Wiesennetz Univiertel sein, ab Mai 2024 geht es weiter, Termine werden im Frühling veröffentlicht.

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