Im Linzer Kaplanhofviertel, durch die innerstädtische und dicht verbaute Lage eine der Linzer Wärmeinseln, liegt der „Leibnitzhof“, ein Wohnblock aus den frühen 40erJahren. Hier hat sich eine Kerngruppe um das Projekt „Zukunft Leibnizhof“ gebildet, die sich aktiv für Energie-, Klima- und Biodiversitätsziele einsetzt.

Ich treffe Andrea, die mich im Leibnitzhof herumführt, mir die neu gepflanzten Bäume und die Gemeinschaftshochbeete zeigt. Wir begutachten auch zwei Wiesenflächen an den Außenseiten des Hofes, die von der Hausgemeinschaft als Vielfaltsflächen angedacht sind. Möglich ist das, weil der Hof nicht bis an die Gehsteigkanten reicht, dadurch ergibt sich eine reizvolle Offenheit, die gestaltet werden kann.
Kontrollierte Verwilderung
Ab 2023 knüpft sich der Leibnitzhof mit zwei Grünflächen ins Wiesennetz und stellt auf Sensenmahd um. Es wird die Methode der „kontrollierten Verwilderung“ ausprobiert, das heißt: keine Neuansaat, sondern schon vorhandene Pflanzen wachsen lassen und abwarten, welche Arten aus der Linzer Mitwelt sich von selber dazugesellen.
Urbanes Moos als Klimaverbesserer und Feinstaubakkumulator, und Wiese
Die halbschattige Nordseite, direkt an der Lederergasse und damit an der Klimaachse gelegen, ist eine ca. 200 m² große Wiese mit hoher Birke und einigen frisch gepflanzten Bäumchen. Es ist recht moosig dort. Moos im Rasen geht gar nicht, sagen die meisten reflexartig, aber Rasen ist nicht das, was hier erreicht werden soll. Mit dem Moos hat der Leibnitzhof Miniklimaanlage, Wasserspeicher und Staubfilter vor Ort schon eingebaut. Es speichert bei Starkregen viel Wasser, das es langsam wieder abgibt, und es vermag Feinstaub direkt aus der Luft zu holen. Diese Fähigkeiten sind in der Klima- und Feinstaubproblematik mehr als willkommen. Außerdem sind Moose Lebensraum für kleine wirbellose Tiere und Nistmaterial für unsere Stadtvögel.

Ganz anders ist der ca. 100 m² große Grünstreifen auf der Südseite des Leibnitzhofes an der Stelzerstraße. Auch hier stehen einige neu gepflanzte Bäume, bis zum Großwerden ist diese Seite sonnenexponiert und an manchen Tagen extraheiß. Hohe Halme sollen kühlen und gleichzeitig Kinderstube für Tiere sein.
Potentiale der Gemeinschaft ausschöpfen
Der klassische Vielschnitt hat an diesen wenig begangenen Stellen ausgedient. Jetzt heißt es Mäh- und Sehgewohnheiten umstellen und entspannt zurücklehnen, denn gemäht wird nur mehr zwei mal im Jahr mit der Sense, gemeinschaftlich, kostengünstig und ohne fossil fuels. Diese Umstellung wird positive Auswirkungen auf die Biodiversität haben.
Eine Gruppe engagierter Sensenmäher:innen wird zusammen kommen und die Botschaft vermitteln, Schluss mit lauter Maschine, wir brauchen sie an diesen Stellen nicht mehr und haben uns befreit. Wiesennetz Univiertel unterstützt fachlich und mit dem Bereitstellen der Sensen. Die Vision vom Wiesennetz wird greifbarer.
Weiterführendes zum Thema Moos