Viele können der „Transformation“ durch Aufgreifen alter Methoden durchaus etwas abgewinnen. Teil-Selbstversorgung im städtischen Raum, Haltbarmachung ohne Kühlschrank, Rad fahren & Co sind nicht nur notwendig sondern auch trendig. Oder Sensenmähen.





Ich bin also nicht alleine. Dennoch schnürt es mir manchmal die Kehle zu, denn die Welt ist in Aufruhr. In den Nachrichten höre ich zum Beispiel von einer depressiven Jugend. Mich wundert das nicht. Der Handlungsantrieb kann schon abhanden kommen , wenn Abläufe nicht zu beeinflussen und die Konsequenzen beängstigend sind. Jetzt fliegen uns die Hiobsbotschaften um Klimaerwärmung und mass extinction in einer Frequenz um die Ohren, dass es vielen keinen Spaß mehr macht, sich zu sehr für Details zu interessieren.
Trotzdem wird in den Gärten bewässert, gedüngt, vergiftet und mit Maschinen aufgerüstet für kleinste Flächen, und jeder für sich, obwohl im Großen gerade ein System zusammenzubrechen droht. Das ist doch eigentlich irre. Wie viele Rasenmäher es alleine in Linz gibt, kann ich nicht erfahren, aber ich sehe und höre es da draußen. Das läppert sich. Rasenmäher/Roboter sind Privatsache, die Emissionen sind vergleichsweise ein kleiner Anteil, der noch nicht einmal in einer Statistik abgebildet wird. Rasenmäher sind aber auch Killermaschinen und unverhältnismäßig laut. Ist auch das Privatsache?
Schuldzuweisungen bringen mich nicht weiter, ich wende für mein eigenes Seelenheil lieber einen Trick an, der nicht neu, aber durchaus sinnvoll ist: Ich kehre vor meiner eigenen Haustüre, sprich: ich dekarbonisiere meinen Alltag, und ich fördere Mitgeschöpfe vor meiner Haustüre. So simpel kann es sein.
- Wenn du deine Flächen zur reinen Erquickung hast (also nicht produktiv sein musst wie ein Landwirt): verwende genau zwei handbetriebene Geräte: eine Sense und einen Heurechen.
- Wenn du keine Zeit hast für die Langsamkeit des Mähens, weil du ins Fitnessstudio musst, dann mach die Mahd und das Heurechen zum Sport.
- Wenn du mit den Geräten glaubst nicht umgehen zu können, dann lerne in Sensenkursen oder Mitmähaktionen im Wiesennetz Univiertel. Schau auch in meine hilfreichen Links, um die Sensonauten-Szene in Österreich kennen zu lernen.
- Wenn du befürchtest, mit Handarbeit eine minderwertige Arbeit zu leisten, dann überlege, wer dir das aus welchen Gründen eingeredet hat und verabschiede dich von dieser Vorstellung.
- Wenn du unbedingt an ein paar Stellen kurzen Rasen willst, dann mach halt. Rasen geht auch mit der Sense, wenn sie gut schneidet (es gibt noch ein oberösterreichisches Unternehmen, wo du die Sense hinschicken kannst, falls du nicht selber dengeln möchtest oder kannst).
- Und falls deinem Nachbarn der sensengemähte Look zu „ungepflegt“ ist, dann sei freundlich und mutig. Wisse, dass du nicht nur für dich selbst weniger mähst, sondern für unser aller Zukunft.
- Hör auf, am Samstag kurz vor Mittag noch schnell den Rasen mähen zu müssen, weil er sonst zu lang wird, und quäle dich nicht mit der Wartung und Lagerung all deiner Rasenmäher, Motorsensen und Laubbläser.
- Rüste ab und komm in eine ruhige, lebensstiftende Art des Umganges mit den paar Quadratmetern, die du pflegst.
Sensenmähen in der Stadt hat wenig mit Almromantik zu tun, sondern ist eines von vielen Projekten zur Dekarbonisierung und deckt mindestens 5 Sustainable Development Goals (SDGs) ab. Natürlich kommt beim Sensenmähen auch ein gutes Feeling auf. Bei aller Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit darfst du schätzen, was dieses Tun mit dir und deinen Mitbewohnern macht.