Den wenigsten ist das Artensterben egal, zumindest theoretisch. Aber die meisten bemerken es eigentlich nicht. Meinen Kindern zum Beispiel fällt der Rückgang der Vögel nicht auf, weil die zu ihren Lebzeiten in unserer Gegend schon ausgedünnt waren. Jetzt muss ich mich entscheiden: soll ich erleichtert sein, weil sie keinen Mangel spüren und es ihnen daher egal ist? Oder bin ich empört, weil ihnen die Erfahrung eines aufstobenden Vogelschwarmes vorenthalten wird?
Es ist irrelevant, wie ich dazu stehe, denn es ist einfach eine Tatsache: Vögel in meiner Gegend werden weniger, die Gründe dafür sind bekannt.
Als ich in den 70ern und frühen 80ern als Kind in Linz und im Mühlviertel wohnte, erlebte ich ein Mosaik an artenreichen und kleinstrukturierten Lebensräumen. Freilich entstanden diese aus einer Notwendigkeit und mit harter Hand-Arbeit. Der durch die Art der Bewirtschaftung generierte Artenreichtum war von den Betreibern nicht geplant, sondern geschah nebenbei. Das schleichende Schwinden der Wiesen und Feldraine, und welcher Verlust an Pflanzen und Tieren damit einhergeht, hab ich nicht voraussehen können, geschweige denn konnte ich deren Reichtum damals bewerten.
Sag mir nicht, dass ich nur meine Kindheit nachbauen möchte. Ich kann mich noch gut an Mülldeponien im Wald erinnern und an eine vor Dreck schäumende kleine Gusen. Es hat sich viel verbessert, es ist nicht zu leugnen. Trotzdem wird es draußen immer stiller … viele Kids verbringen ihre Tage zwischen stylischen Motorikparks und TÜV geprüften Spielplätzen, bis sie spätestens mit 10 vor dem Computer landen.
Ich lebe in einer Gesellschaft, die sich immer mehr diversifiziert, und das find ich gut. Gleichzeitig ent-diversifiziert sich aber mein Umfeld: die junge Generation wächst in eine Welt der Monotonisierung hinein. Ich frag mich: wie wird es in 20 Jahren sein?